Im Mai 2010 hat dann über Vermittlung eines guten Freundes dieses schöne Teil zu mir gefunden. Zwar etwas verwahrlost, da sie über 1 Jahr unbenutzt auf der Strasse stand, aber technisch in Ordnung, angeblich fahrbereit und fast in Originalzustand. Der Zahn der Zeit und die Witterung haben aber doch einige sichtbare Spuren hinterlassen.....

Zuerst sehen wir uns mal die Auspuffanlage an. Die sah schon recht übel aus. Da hatte sich der Rost, bedingt durch die lange Standzeit, schon gut genährt.

Auch die beiden Töpfe sahen nicht mehr ganz frisch aus, waren aber von der Substanz her noch gut.

An den Sammlern waren auch die beiden Laschen abgebrochen, die die Anlage an der Motorunterseite festhielt. Also das werkstatteigene Solarium angeworfen und alles wieder zusammengebraten.

Nun das ganze noch mit Flex und Drahtscheibe schön abgeschrubbt und ordentlich mit Rostumwandler eingestrichen. Danach nochmal geschrubbt und mit hitzefestem Lack aus der Dose wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht.

Beim servicieren der Hydraulischen Kupplung hatte ich dann festgestellt, das der Wellendichtring der Druckstange nicht mehr der beste war. Da zum wechseln desselben der Deckel runter musste, hab ich auch gleich die beiden Wellendichtringe bei der Ritzelwelle erneuert und auch gleich den ganzen Nehmerzylinder der Kupplung mit einem neuen Dichtsatz versehen. Wenn man schon mal dort ist, dann macht man gleich alles.

Also zuerst mal die Ölleitung abbauen und zwar genau....

....wegen dieser einen Schraube oberhalb des Öleinfüllstutzens. Sonst kommt man nicht an die Schraube ran und der Deckel geht nicht ab. Sehr clever konstruiert.

Um die Leitung nach unten abzubauen muss man auch die Leitung am Zylinderkopf demontieren, da man sonst an die Leitung nach unten nicht rankommt.

Nach abbau der Ölleitungen kann nun der Deckel der Ritzelwelle abgenommen werden.

WICHTIG: am linken Rand des Motorgehäuses sieht man eine kleine Bohrung und einen O-Ring. Diesen auf keinen Fall vergessen! Da muss wieder einer hin!

Hier nun der Deckel der Ritzelwelle und der Kupplungsnehmerzylinder. Am Deckel sieht man links den Wellendichtring der Kupplungsdruckstange und rechts die beiden Wellendichtringe der Ritzelwelle.

Die alten Dichtringe vorsichtig und gewaltfrei entfernen. Nicht vergessen: es ist nur Aluminium. Da ist schnell was zerstört und eine kaputte Dichtfläche oder ein kaputter Sitz ist nur schwer bis gar nicht zu reparieren! Nun alles gut säubern, auch die diversen Bohrungen. Die beiden Dichtringe der Ritzelwelle sind unterschiedlich und der eine ist richtungsgebunden, was gut zu sehen ist. Auch das eintreiben der neuen Dichtringe unbedingt mit Vorsicht und Gefühl!

Den sauberen Deckel mit den neuen Wellendichtringen dann mit neuer Dichtung auf die gut gesäuberte Dichtfläche des Motorgehäuses mit Gefühl aufsetzen und festschrauben. Nicht mit Gewalt versuchen, sonst werden die neuen Wellendichtringe verletzt!

UND NOCHMALS: NICHT DEN O-RING UM DIE KLEINE BOHRUNG AM LINKEN RAND VERGESSEN!

Das peinlich genaue reinigen von Dichtflächen ist die halbe Miete! 10 Minuten die man dort spart werden dann leicht zu mehreren Stunden unnötiger mehrarbeit, wenn man dann alles wieder wegen einer undichtigkeit zerlegen muss. Die Schrauben des Deckels mit Schraubensicherung, ich verwende die Rote von Loctite, gut sichern!

 

Nun sollte es eigentlich gut sein, aber das beste sollte erst noch kommen. Routinemässig habe ich unter anderem auch den Bolzen kontrolliert, der das hintere Federbein oben fixiert. Als ich hineinleuchtete und keine Mutter am Bolzen sah schwarnte mir übles. Also zuerst mal alles abbauen was im Weg ist: hintere Bremse, Hinterrad, Radlauf, und Luftfilterkasten. Was sich mir dann darbot hatte ich noch nie gesehen.

Der obere Bolzen war abgerissen und an dem kümmerlichen Rest hatte sich der Stossdämpfer gerade noch so verkeilt. Der Vorbesitzer hatte keine Ahnung wie nah er an einer Katastrophe vorbeigegangen ist! Eine falsche Bodenwelle und es wäre zu einem kapitalen Crash gekommen!

Diesen Bolzen unbedingt nur mit dem nötigen Drehmoment anziehen! Bei festerem anziehen neigt er angeblich zum abreissen,wie ich in einem Australischen Forum nachlesen konnte.

Alles wieder geradegebogen, neuen Bolzen bestellt und bei der Gelegenheit auch gleich den Lack vom Rahmen ausgebessert und die Schwinge neu lackiert, sowie innen mit Hohlraumschutz ausgesprüht.

Wo wir nun schon mal so gemütlich beisammen waren und sowieso schon alles draussen war hab ich auch gleich die Gasfabrik auf Kur ins Ultraschallreinigungsgerät geschickt.

Auch am restlichen Rahmen die Farbe aufgefrischt. Als Alternative zum kompletten zerlegen um den Rahmen neu zu lackieren, kann ich schwarzen Bootslack sehr empfehlen. Lässt sich mit dem Pinsel super verarbeiten und bekommt eine schöne, glänzende Oberfläche.

Da mir der Originale Lenker besser gefiel als der Superbike-Umbau, machte ich mich auf die Suche nach den Originalen Stummeln und der Abdeckung, die sich dann auch günstig auftreiben liessen. Um den Sicherungshalter wieder auf seinen Platz zu bekommen musste die Verkleidung ab um an den Stecker zu kommen. Der musste ja wieder in der mitte durch die obere Gabelbrücke gefädelt werden.

Und nach einem Service, neuen Bremsleitungen, neuem Vorderreifen und neuer Batterie ist dann wieder ein feiner Klassiker daraus geworden, auch wenn mehr zu tun war als geplant. Aber ist das nicht immer so? Mittlerweile hab ich auch den zweiten Originalspiegel aufgetrieben, sowie schönere Lenkerschalter und auch die Verbindung der Verkleidung unter den Scheinwerfern (das "Maul").  Ist ein schönes Bike, das sehr gut in der Hand liegt und auch satten Schub hat, wenn man ihn braucht. Macht sehr viel Spass und ich hoffe sie fährt noch viele Jahre.